Babysitten von Geschwistern: Mehrere Kinder richtig betreuen
Mehrere Kinder gleichzeitig zu betreuen – vor allem Geschwister – ist keine leichte Aufgabe. In einem Moment sind sie das Dream-Team, im nächsten erbitterte Streithähne. Wie schafft man es, gerecht zu bleiben, für Unterhaltung zu sorgen und Konflikte möglichst im Keim zu ersticken?
Die Umstellung von der Betreuung eines einzelnen Kindes zu mehreren ist herausfordernd, aber auch eine große Chance. Als Babysitter:in für mehrere Kinder sammeln Sie wertvolle Erfahrungen, die von Familien sehr geschätzt werden. Hier finden Sie konkrete Tipps, wie Sie typische Herausforderungen souverän meistern und wie dabei alle glücklich bleiben. Auch Sie selbst.
Vorbereitung ist der halbe Erfolg
Eine gute Vorbereitung ist entscheidend, besonders, wenn Sie mehrere Kinder gleichzeitig betreuen. Machen Sie sich mit den Tagesabläufen, Regeln und den Beziehungen unter den Kindern vertraut.
So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen und sorgen dafür, dass alles möglichst reibungslos läuft. Diese Punkte sollten Sie vorab mit den Eltern klären:
- Tagesablauf & Regeln: Wie sieht der Alltag der Kinder aus? Was sind klare No-Gos? Wie laufen Erziehung und Disziplin in der Familie ab? Was ist im Streitfall zu tun, was lieber nicht?
- Geschwisterbeziehung: Sind die Kinder ein Herz und eine Seele oder eher kleine Konkurrenten? Fragen Sie die Eltern, wie sie sich wünschen, dass Sie mit Streitereien umgehen.
- Sicherheit geht vor: Lassen Sie sich wichtige Notfallnummern (Verwandte, Ärzt:innen) geben und fragen Sie unbedingt nach Allergien oder gesundheitlichen Besonderheiten.
Allen Kindern gerecht werden
Ihre Aufgabe ist nicht nur, ein Auge auf alle Kinder zu haben, sondern ihnen auch eine schöne Zeit zu schenken. Wenn die Interessen auseinandergehen, wird das schnell anspruchsvoll. Einige Tipps für den Alltag:
- Altersgerechte Aktivitäten: Planen Sie vorab Spiele oder Beschäftigungen, die zu den jeweiligen Altersgruppen passen. Ältere Kinder können oft Jüngeren helfen: beim Ausmalen, Lego bauen oder Geschichten erzählen. Bewegungsspiele wie Tanzen funktionieren für viele Altersstufen und lassen sich ganz einfach über YouTube-Videos organisieren.
- Ausgewogene Aufmerksamkeit: Jedes Kind braucht ab und zu Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Achten Sie auf Signale, wann jemand Exklusivzeit benötigt. Ein kurzes Gespräch unter vier Augen stärkt das Vertrauen und fördert die Bindung. Wenn Kinder spüren, dass sie ernst genommen werden, sind sie deutlich kooperativer.
- Ruhephasen akzeptieren: Auch Kinder brauchen manchmal Rückzug. Wenn es sich mit dem Alter vereinbaren lässt und die Eltern nichts dagegen haben, gönnen Sie den Kindern ruhige Momente für sich allein, zum Lesen, Basteln oder Ausruhen. Oft reicht das schon, um wieder Energie zu tanken.
Trotz aller Bemühungen um Fairness: Kleine Reibereien sind fast unvermeidlich.
Was tun bei Konflikten und Streitereien?
Geschwister streiten. Punkt. Oft geht es um Aufmerksamkeit oder kleine Machtkämpfe. Ihre Rolle dabei: ruhig bleiben und vermitteln.
- Neutral bleiben: Auch wenn es manchmal klar scheint, wer „recht“ hat – vermeiden Sie es, Partei zu ergreifen. Helfen Sie den Kindern lieber zu verstehen, was beim anderen gerade los ist.
„Ich glaube nicht, dass du das mit Absicht gemacht hast. Aber es hat ihn gekränkt. Vielleicht macht ihr jetzt gemeinsam etwas Schönes und schließt wieder Frieden.“
Natürlich gilt: Bei einem Streit mit Hauen oder Schubsen ist Ihr sofortiges Eingreifen gefragt.
- Teamgeist fördern: Nach einem Streit hilft manchmal ein gemeinsames Projekt, um die Stimmung zu entspannen. Wie wäre es mit einem Kissen- und Deckenlager? Nur wer zusammenarbeitet, bekommt ein stabiles Dach hin!
- Klare Regeln: Sobald sich die Wogen geglättet haben, sprechen Sie in Ruhe über Grenzen. Gewalt, Beleidigungen oder Schimpfwörter sind tabu. Kinder sollen lernen, auch in hitzigen Momenten fair zu bleiben und Konflikte nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst besser auszutragen.
Wenn sich die Kinder „gegen Sie verbünden“
Es kann passieren: Plötzlich sind die Kinder ein eingespieltes Team – aber leider beim Unsinnmachen. In Geschwisterkonstellationen drehen manche erst richtig auf, toben wilder und testen gemeinsam Grenzen aus.
Wussten Sie schon?
Psychologische Forschungen haben gezeigt, dass gegenseitige Interaktionen zwischen Geschwistern negative Verhaltensmuster und riskantes Verhalten fördern können.
Kinder machen manchmal absichtlich Unordnung – einfach aus Spaß, aus Langeweile oder um sich wichtig zu fühlen.
In solchen Momenten ist es entscheidend, ruhig zu bleiben. Auch wenn das manchmal schwerfällt, hilft gerade Ihre ausgeglichene Haltung dabei, die Situation unter Kontrolle zu behalten. Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen vor den Kindern zu kontrollieren, ist wichtig. Besonders dann, wenn man das Gefühl hat, getestet oder provoziert zu werden.
Und vergessen Sie nie: Das sind keine kleinen Tyrannen – nur Kinder mit viel Energie und (noch) wenig Gespür für Konsequenzen.
Wenn Langeweile im Spiel ist, hilft oft schon, Interesse zu wecken, etwa mit einer neuen Beschäftigung oder einem gezielten Themenwechsel. Aufmerksamkeit und Neugier sind starke Werkzeuge.
Bleiben Sie ruhig – und bleiben Sie konsequent. Am besten fahren Sie, wenn Sie die gleichen Regeln anwenden wie die Eltern. Das gibt den Kindern Orientierung und Ihnen ein bisschen mehr Gelassenheit. Selbst wenn aus kleinen Engeln mal kleine Rebellen werden.
Befehle wie „Hört jetzt auf!“ oder „Jetzt ist aber Schluss!“ sind zwar naheliegend, führen aber oft zum Gegenteil. Viele Kinder testen gern Grenzen – vor allem dann, wenn sich etwas in ihrem Alltag verändert hat oder sie sich unsicher fühlen.
Loben Sie, was gut läuft
Wenn Geschwister zusammenarbeiten, teilen oder sich rücksichtsvoll verhalten: Zeigen Sie Ihre Anerkennung! Und das am besten ohne Süßigkeiten oder Geschenke, es sei denn, die Eltern stimmen dem ausdrücklich zu.
Ein einfaches Lob kann dabei schon Wunder wirken:
„Heute wart ihr echt super! Sollen wir zur Belohnung euer Lieblingsspiel spielen?“
Oder Sie gestalten gemeinsam eine Punktetabelle, um positives Verhalten sichtbar zu machen. Das motiviert und stärkt das Selbstbewusstsein.
Beispiele für die Tabelle:
🧸 Ich teile mein Spielzeug
🏠 Ich räume meine Sachen weg
💖 Ich achte auf die Gefühle der anderen
👂 Ich höre zu, wenn man mit mir spricht
🏠 Ich räume meine Sachen weg
💖 Ich achte auf die Gefühle der anderen
👂 Ich höre zu, wenn man mit mir spricht
Für jede gute Tat gibt’s einen Sticker. Diese Variante ist spielerisch, motivierend und ein guter Weg, um Verantwortungsbewusstsein aufzubauen. Und Spaß macht’s obendrein.
Keine Bevorzugung
Wenn Sie mehrere Kinder betreuen, kann schnell Eifersucht oder das Gefühl von Benachteiligung aufkommen. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass keines der Kinder sich unfair behandelt fühlt.
Hören Sie jedem Kind aufmerksam zu und reagieren Sie ehrlich und einfühlsam. Loben Sie jedes Kind aufrichtig für das, was es gut kann und schafft.
Eifersucht als Teil der emotionalen Entwicklung
Studien zeigen, dass Kinder, die sich zugunsten eines Geschwisters oder eines anderen Kindes übersehen fühlen, öfter negatives Verhalten zeigen. Dies kann sich durch Wutanfälle oder das ständige Bedürfnis nach Nähe zu Eltern oder Betreuungspersonen äußern.
Ebenso besagt die Studie, dass Eifersucht meist gegen Ende des ersten und Anfang des zweiten Lebensjahres auftritt. Das bedeutet: Kinder nehmen Aufmerksamkeit schon sehr früh bewusst wahr.
Ein bewährter Weg, um für Fairness zu sorgen: Geben Sie jedem Kind bewusst eigene, exklusive Zeit.
Probieren Sie zum Beispiel ein Interview-Spiel aus: Tun Sie so, als führten Sie ein Fernsehinterview mit jedem Kind. Stellen Sie Fragen, hören Sie zu und ermutigen Sie die Kinder, zu erzählen. Das stärkt ihr Gefühl, wichtig zu sein.
Seien Sie beim Loben vorsichtig, damit sich keines der Kinder vernachlässigt fühlt.
Vermeiden Sie Vergleiche und Sätze wie:
„Siehst du, wie nett du das teilst. Anders als dein Bruder.“
Stattdessen lieber:
„Das war toll, wie du die Bauklötze geteilt hast. Ich bin sicher, deine Schwester leiht dir gerne ihre Buntstifte.“
Wenn Sie Fairness fördern, helfen Sie den Kindern, zusammenzuarbeiten und Beziehungen ohne Eifersucht oder ein Gefühl von Vernachlässigung aufzubauen.
Was tun bei großem Altersunterschied?
Bei Kindern, die altersmäßig nah beieinanderliegen, klappt das Spielen oft besser. Sie beschäftigen sich gemeinsam und Sie müssen nicht ständig eingreifen. Bei einem größeren Altersunterschied, etwa über fünf Jahre, gibt es mehr zu beachten:
- Der Raum muss für das jüngere Kind sicher sein. Kleine Spielzeugteile oder Gegenstände, die Verletzungen verursachen könnten, sollten außer Reichweite sein, um Verschlucken oder Unfälle zu vermeiden. Achten Sie auch auf die Ausstattung in Ihrer Babysitter-Tasche.
- Dinge wie Buntstifte, Scheren oder andere kleine und spitze Gegenstände gehören an erhöhte Plätze, zum Beispiel den Küchentisch, sodass nur das ältere Kind drankommt.
- Das jüngere Kind braucht wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit. Damit sich das ältere nicht vernachlässigt fühlt, beziehen Sie es spielerisch in die Betreuung ein. Zum Beispiel:
„Wie wäre es mit einer Wickeltabelle? Jedes Mal, wenn ich deinen kleinen Bruder wickle, kannst du ein Kreuzchen machen.“
Oder:
„Wollen wir zusammen den Babybrei aufwärmen? Ich schneide dir derweil etwas Obst.“
Wichtig: Sprechen Sie mit den Eltern ab, welche Rolle das ältere Kind übernehmen könnte, damit die Hilfe dem Alter und den Fähigkeiten entspricht.
Gespräch mit den Eltern
Das Gespräch mit den Eltern nach der Betreuung ist sehr wichtig, damit alle zufrieden sind. Es ist die Basis für Vertrauen und eine langfristige Zusammenarbeit. Hier ein paar Tipps für eine erfolgreiche Kommunikation:
- Seien Sie ehrlich: Erzählen Sie, wie die Betreuung gelaufen ist. Scheuen Sie sich nicht, Herausforderungen zu benennen, aber erwähnen Sie auch positive Momente. Wenn die Betreuung von zwei oder drei Kindern zu anstrengend war, sagen Sie das ruhig.
- Sprechen Sie Konflikte an: Wenn es Streit gab, fragen Sie, wie die Eltern üblicherweise damit umgehen, und finden Sie gemeinsam eine Lösung.
- Bitten Sie um Feedback: Fragen Sie die Eltern, ob sie mit den Kindern über die Betreuung gesprochen haben und wie diese die Betreuung finden.
Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn Sie mehrere Kinder auf einmal betreuen wollen, überlegen Sie, ob Sie genug Erfahrung, Ausdauer und vor allem Geduld mitbringen.
Wenn Sie bei allen drei Punkten „Ja“ sagen, steht dem Babysitten von Geschwistern nichts mehr im Weg, denn jeder Schritt bringt neue Erfahrungen.